Vergessene Ikonen – Künstlerinnen, die nie jemand laut genannt hat

Du kennst Picasso. Du kennst van Gogh. Wahrscheinlich auch Monet, Matisse, Warhol.
Und jetzt frage dich: Wie viele Künstlerinnen fallen dir spontan ein? Eine? Drei? Zehn?

Die Wahrheit ist: Frauen haben seit Jahrhunderten Kunst gemacht – nur wurde ihre Geschichte oft nicht weitererzählt. Sie tauchten in Fußnoten auf, im Schatten großer Männer, als „Muse“, „Geliebte“, „Ausnahmeerscheinung“. Doch sie waren da. Voller Talent, Wut, Vision, Schönheit.
Und es ist Zeit, sie ans Licht zu holen.


Warum wir so wenige kennen

Die Gründe sind strukturell – und tief verankert.
Frauen hatten jahrhundertelang keinen Zugang zu Akademien, zu Ateliers, zu Förderung. Viele durften keine Aktstudien machen, keine Meistertitel tragen, keine Werke signieren. Oft arbeiteten sie im Verborgenen, in Haushalten, in Familien – und oft wurden ihre Werke Männern zugeschrieben.

Und selbst wenn sie sich durchsetzten, wurden sie seltener gesammelt, ausgestellt, zitiert. Der Kanon war männlich – und was nicht in Büchern steht, existiert in der öffentlichen Wahrnehmung kaum.

Aber: Das ändert sich. Langsam. Und wir können Teil dieser Bewegung sein.


Wer waren sie?

Artemisia Gentileschi – Malerin der Barockzeit, vergewaltigt von einem Kollegen, kämpfte vor Gericht, malte danach Frauen, die Männer enthaupteten.
Hilma af Klint – malte abstrakt, bevor Kandinsky es tat. Ihre Werke lagen jahrzehntelang verborgen.
Claude Cahun – nicht-binäre Fotokünstlerin, radikal, politisch, avantgardistisch – und beinahe ausgelöscht von der Geschichte.
Sophie Taeuber-ArpLee KrasnerGabriele MünterAna MendietaJudith Scott – sie alle waren keine Randnotizen. Sie waren kraftvolle Stimmen.

Und es gibt unzählige mehr – in allen Teilen der Welt. Malerinnen, Lyrikerinnen, Performerinnen, Filmemacherinnen. Einige wurden verdrängt. Andere aktiv vergessen. Manche gerade erst wiederentdeckt.


Warum es wichtig ist, sie zu kennen

Weil wir wissen müssen, woher wir kommen, um zu wissen, wohin wir gehen.
Weil Vorbilder Kraft geben. Weil Geschichte unsichtbar bleibt, wenn wir sie nicht selbst erzählen.
Und weil das Erbe dieser Künstlerinnen unser eigenes künstlerisches Selbstverständnis prägt – ob wir es merken oder nicht.

Wenn Frauen heute Kunst machen, stehen sie oft auf Fundamenten, die andere Frauen gelegt haben – unter Widerstand, mit Mut, oft gegen alle Konventionen.
Und wenn wir ihnen Raum geben, ehren wir nicht nur sie. Wir ehren uns selbst.


Wie wir sie sichtbar machen

  • Indem wir sie benennen – in Texten, Ausstellungen, Posts, Gesprächen.
  • Indem wir ihre Werke teilen, statt nur über sie zu reden.
  • Indem wir uns mit ihrem Leben auseinandersetzen – und daraus lernen.
  • Indem wir fragen: Wer fehlt in meinem Kunstverständnis – und warum?

Vergessene Künstlerinnen wieder sichtbar zu machen, ist keine sentimentale Geste.
Es ist ein Akt von Gerechtigkeit. Und ein kreativer Reclaim – der Geschichte, der Sichtbarkeit, der Macht.


Weiterdenken, weiterfühlen:

  • Welche Künstlerinnen haben dich geprägt – aber nie Eingang in den „Kanon“ gefunden?
  • Welche Biografien fehlen dir in Museen, Lehrbüchern, Galerien?
  • Was passiert mit deinem eigenen künstlerischen Blick, wenn du spürst, dass du Teil einer langen Linie bist?
  • Wie kannst du in deiner Arbeit andere Frauen sichtbar machen – heute, hier, jetzt?
  • Und was passiert, wenn wir Geschichte nicht „ergänzen“, sondern neu schreiben?

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